Executive Summary:

Jedes Jahr führt NAVEX eine tiefergehende Analyse des jährlich erscheinenden globalen Hotline & Incident Management Benchmark Reports durch, um Erkenntnisse über Trends im Bereich der regionalen Ereignismeldung bei unserem weltweiten Kundenstamm zu erkennen. Wir analysieren unsere globalen Daten nach vier Hauptregionen: Nordamerika, Südamerika, Europa und Asien-Pazifik (APAC).

Wie in den vergangenen Jahren zeigt diese Analyse wieder bedeutungsvolle regionale Unterschiede auf. Dennoch beginnen wir die Analyse der Meldedaten aus dem Jahr 2022 mit einer wichtigen Gemeinsamkeit – seit der großen Kündigungswelle" im Jahr 2021 scheinen Meldende in allen Regionen vorsichtiger geworden zu sein, was sich in der im Vorjahresvergleich offensichtlichen Erhöhung der anonymen Meldungen zeigt. Die Identifikation aller Ursachen für diese erhöhte Vorsicht geht über den Umfang dieser Studie hinaus, wir vermuten jedoch, dass eine allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit und geopolitische Instabilität wichtige Rollen dabei spielen. Diese makroökonomischen Trends haben vermutlich zu einer offensichtlichen Vorsicht unter Meldenden beigetragen, die noch vor Kurzem viel eher bei einer Meldung ihren Namen angegeben haben. Arbeitnehmer scheinen sich zurückgezogen zu haben, was Fragen der Arbeitskultur in den Vordergrund rückt, da sie sich stärker auf ihre aktuelle und nicht auf ihre künftige Arbeit konzentrieren.

Aber selbst dieser wichtige Trend zeigt regionale Nuancen, die erstmalig durch die verbesserte Analyse in diesem Bericht aufgezeigt werden. Neben unserer Untersuchung von Ereignisdaten in der Region des Hauptsitzes einer Organisation präsentiert NAVEX jetzt auch Daten, die anhand der Region des Meldungsursprungs ermittelt wurden. Dies trägt dazu bei, die Geschichte von organisatorischen Kulturen zu erzählen – es illustriert, wie Unternehmen ihre Ethik- und ComplianceProgramme weltweit einsetzen. Zudem werden regionale Kulturen sichtbar gemacht; anhand von Kennzahlen, die sich auf die jeweilige Herkunftsregion des Berichts beziehen und so Einblicke ins Verhalten von Beschäftigten in diesen globalen Regionen geben.

Nachfolgend finden Sie einige wichtige Erkenntnisse aus dieser Analyse.

Das Meldungsvolumen steigt in allen Regionen an; Meldende sind vorsichtiger geworden Das mittlere Meldungsvolumen pro 100 Mitarbeiter stieg in 2022 verglichen mit 2021 in allen Regionen an. Dies verweist vermutlich auf breite Kräfte, die sich auf die Belegschaften weltweit auswirken – potenziell, dass schwächere Arbeitsmärkte und größere Unsicherheiten bedeuten, dass manche Beschäftigte sich mehr in die Dynamik ihres aktuellen Arbeitsplatzes einbringen und sich nicht nach außen orientieren.

Für Organisationen in der Europäischen Union fand in diesem Zeitraum auch die beschleunigte Einführung der EU-Richtline zum Schutz von Hinweisgebern statt, die vorgibt, dass viele Organisationen in der EU interne Hinweisgeber-Systeme einführen müssen. Es wird interessant sein zu verfolgen, in welchem Umfang das Meldungsvolumen in der EU zunehmen wird – Europa und APAC zeigen insgesamt immer noch viel kleinere mittlere Volumen als Nord- und Südamerika.

Mit zunehmendem Volumen steigt auch der Anteil der anonym eingesendeten Meldungen. Auch dies ist möglicherweise auf eine größere Vorsicht von Mitarbeitern in allen Regionen zurückzuführen. Organisationen in Nordamerika haben die niedrigste mittlere Anonymitätsrate. Währenddessen war es bei den Meldungen aus Europa am wenigsten wahrscheinlich, dass sie anonym waren, was darauf schließen lässt, dass Meldende in dieser Region die wenigsten tatsächlichen Bedenken über Vergeltung haben.

Meldungen im Bereich Arbeitsschutz sind rückläufig, während Meldungen im Bereich HR zunehmen; in Europa bleiben die Bedenken über Vergeltung gleich.

Erstmalig in diesem Bericht hat NAVEX 24 Meldethemen als Teilgruppen der sechs breiteren Benchmark-Kategorien untersucht, welche die Themen, die Meldende über verschiedene Erfassungsmechanismen vorbringen, definieren. Diese Analyse der Meldethemen ist das Ergebnis einer umfangreichen Prüfung von fast 22.000 Variationen der Art und Weise, wie NAVEX-Kunden die Meldethemen-Daten ihrer eigenen Programme kategorisieren. Wir sehen eine gemeinsame Taxonomie als den künftigen Goldstandard der Industrie. Unser Abgleich von Tausenden von Berichten in entsprechende Problemtypen ermöglicht es, sie sinnvoll für die die Analyse dieses Berichtes zu nutzen. Einen Leitfaden über die Kategorisierung dieser Meldedaten für individuelle Programme finden Sie im 2023 Hotline & Incident Management Benchmark Report.

Angefangen bei Benchmark-Kategorien hatten allgemein gesagt Berichte zum Thema, Umwelt, Gesundheit und Sicherheit in 2022 einen kleineren mittleren Anteil oder einen generell einheitlichen Anteil der Gesamtmeldungen über alle Regionen und Messungen als in 2021. Dies spiegelt wahrscheinlich einen Rückgang der Prominenz von COVID-19 als Anteil anderer Themen rund um die Welt wieder, ob aus der Perspektive des Hauptsitzes oder nach Melderegion betrachtet. Währenddessen gewann der mittlere Anteil von Meldungen zum Thema HR, Diversity und Respekt am Arbeitsplatz generell an Bedeutung in allen Regionen und Messungen, was wahrscheinlich darauf hinweist, wie sich Mitarbeitende intensiver auf die menschliche Dynamik am Arbeitsplatz konzentrieren.

Eine Betrachtung der 24 Meldethemen zeigt einige komplexe Nuancen zwischen Regionen nach Hauptsitz und Regionen nach Meldungsursprung. Einige Unterschiede fielen auf, häufig wo Nordamerika von den anderen Regionen abwich. Organisationen in Nordamerika zeigten einen weitaus kleineren mittleren Anteil von Meldungen zum Thema Interessenkonflikte. Meldungen über freien und fairen Wettbewerb hatten einen erheblich höheren Anteil an allen Meldungen, die außerhalb von Nordamerika erfolgten. Meldungen über Gesundheit und Sicherheit hatten in Nordamerika einen größeren Anteil, was auch auf Meldungen über unmittelbare Bedrohungen von Personen oder Eigentum zutrifft. Diese Untersuchungsergebnisse weisen auf den regionalen Regulierungsdruck hin – die vorgeschlagene Richtlinie der EU über die Menschenrechte in der Lieferkette beispielsweise oder die Änderung des politischen Klimas in den Vereinigten Staaten, wo Meldungen über Bedrohungen von Personen oder Eigentum leider regelmäßiger auftreten.

Schließlich werden wir weiterhin den Anteil der Meldungen hinsichtlich Vergeltungsmaßnahmen im Auge behalten. Während dieses Meldethema einen relativ kleinen Anteil der globalen Meldungen ausmacht, hat es eine große Auswirkung darauf, in wie weit Meldende bereit sind, einem internen Meldesystem zu vertrauen. Der Anteil blieb gleich für Organisationen, die in Europa basiert sind, während die Substantiierungsrate abnahmen – mit der Einführung der EU-Richtlinie hätten wir erwartet, dass diese beiden Messgrößen zunehmen, da Beschäftigte mit den Meldesystemen vertrauter wurden. Allerdings hat sich bei Meldungen mit Ursprung aus Europa der Anteil der Vergeltungsmeldungen erhöht. Dies weist möglicherweise auf ein wachsendes öffentliches Bewusstsein über das Problem der Vergeltung in dieser Region hin. Auch in Japan wurden neue Vorschriften zum Schutz von Hinweisgebern und über interne Meldungen eingeführt. Dies sind alles Faktoren, deren Auswirkungen auf die zukünftigen Kennzahlen zu beobachten sind.

Meldungen mit Ursprung in Nordamerika und Meldungen von Organisationen mit Sitz in Nordamerika zeigen bei weitem den größten Anteil an Vergeltungsmeldungen. Dies könnte auf ein Bewusstsein der Meldenden über dieses Thema hinweisen, oder vielleicht auch darauf, dass Organisationen diese Art von Meldungen befürworten. Währenddessen hat der Anteil von Vergeltungsmeldungen in allen Regionen leicht zu genommen. Die Ausnahme bildet APAC, wo der Anteil gleich blieb.

Die Nutzung von Hotlines und Internet gewinnen als Erfassungsmethoden an Bedeutung.

Die telefonische Erfassung von Meldungen hat in fast allen Regionen zugenommen. Bis heute möchten manche Meldende einfach nur mit einer Person sprechen. Auch der Anstieg der Fernarbeit könnte diesen Trend erklären, da Mitarbeiter nicht mehr befürchten müssen, das Kollegen oder andere die Meldung mithören können.

Allerdings ist der Anteil der telefonischen Meldungen für Organisationen mit Hauptsitz in Europa zurückgegangen. Leiter von Risiko- und Compliance-Programmen in dieser Region haben möglicherweise die Gelegenheit, Meldende besser über den Wert eines Telefonats als Option zu informieren, um möglichst wenige Meldungen zu verpassen.

Meldungen per Internet machten generell den größten Anteil an Meldungen über alle Messwerte und Regionen hinweg aus, auch wenn es einige Ausnahmen gab. Die telefonische Erfassung macht den größten Anteil an Meldungen mit Ursprung in Nordamerika aus. Sonstige" Meldearten, beispielsweise persönliche Meldungen, treten in APAC genauso häufig auf wie Meldungen per Internet, was darauf schließen lässt, dass Mitarbeitende in dieser Region erheblich auf persönliche und andere Kanäle zurückgreifen.

Für das Meldungsvolumen lassen sich jahreszeitliche Muster erkennen.

Bei der Untersuchung der durchschnittlichen Meldungen pro Monat scheint in allen Regionen ein einheitlicher Trend aufzutreten, was die saisonale Zuordnung von Schulungsressourcen informieren könnte, um die Zeiträume mit der größten Meldungsaktivität am besten zu unterstützen.

Trotz einiger individueller Abweichungen ist in den Regionen generell ein stabiler Anstieg der Meldungsvolumen in den letzten vier bis fünf Monaten des Jahres und im Januar zu verzeichnen. Es ist am eindeutigsten, wenn man es nach der Region betrachtet, aus der der Bericht stammt und deutet darauf hin, dass Normen die Muster bestimmen.

Um den vollständigen Bericht zu lesen, klicken Sie bitte hier

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