Der E-Commerce in Vietnam hat in den letzten Jahren und
insbesondere seit der Covid-Pandemie einen Boom erfahren,
angetrieben durch Faktoren wie progressives Regierungshandeln und
eine schnell wachsende Mittelschicht sowie Internetwirtschaft. Mit
jährlichen Wachstumsraten von 30% soll nach Angaben des
Ministeriums für Industrie und Handel (MOIT) der
E-Commerce-Markt bis 2025 einen geschätzten Wert von 35 Mrd.
USD erreichen. Zu den wichtigsten Plattformen in Vietnam
gehören dabei:
– Shopee:
Derzeit eine der führenden Plattformen in Vietnam, bekannt
für ihre benutzerfreundliche Oberfläche und ihr
umfangreiches Produktsortiment. Sie setzt häufig aggressive
Marketingstrategien und Werbeaktionen ein
– Lazada
Lazada ist ein etablierter Akteur, der sich auf eine große
Produktvielfalt konzentriert und ein robustes Logistiknetzwerk
bietet. Das Unternehmen gehört zur Alibaba-Gruppe, was seine
Reichweite und Ressourcen erhöht.
– Tiki
Ursprünglich ein Buchhändler, hat Tiki in verschiedene
Kategorien expandiert. Es ist bekannt für seinen schnellen
Lieferservice und seinen Fokus auf Qualität.
– Sen Đỏ (Sendo)
Eine lokale Plattform, die sich eine Nische geschaffen hat, indem
sie sich auf kleinere Unternehmen und lokale Verkäufer
konzentriert und eine Vielzahl von Waren anbietet, von Elektronik
bis Mode.
– Tiktok
TikTok zieht vor allem junge Nutzer an, die aktiv nach neuen
Produkten und Trends suchen. Diese demografische Gruppe ist
entscheidend für den E-Commerce-Markt.
Regulierung des E-Commerce-Marktes in Vietnam
Die Verordnungen 52/2013/ND-CP und 85/2021/ND-CP sind die zentralen
Vorschriften im Hinblick auf die Regulierung des
E-Commerce-Marktes. Nach Artikel 25 der Verordnung 52/2013/ND-CP
wird dabei zwischen zwei Formen von E-Commerce-Aktivitäten
unterschieden:
1. Sales E-Commerce Website
Eine Website im elektronischen Geschäftsverkehr, die von
natürlichen oder juristischen Personen
(Händlern/Unternehmen) zum Zwecke des Verkaufs, der Werbung
oder der Bereitstellung von Dienstleistungen entwickelt
wurde.
2. E-Commerce Service Provision Website
Eine Website im elektronischen Geschäftsverkehr, die von
natürlichen/juristischen Personen (Händlern/Unternehmen)
entwickelt wurde, um anderen Personen eine Plattform zu bieten, auf
der sie ihre kommerzielle Tätigkeit ausüben können.
Es existieren drei Arten von solchen Websites:
– Online-Handelsplattformen
– Online-Auktionsplattformen
– Online-Werbeplattformen
Grenzüberschreitende E-Commerce-Aktivitäten
Bis 2021 bestand Unklarheit hinsichtlich der Reichweite der
Anwendbarkeit der Verordnung 52/2013/ND-CP im Rahmen von
grenzüberschreitenden E-Commerce-Aktivitäten. Nach dem
Inhalt der Verordnung wurden lediglich ausländische
natürliche oder juristische Personen erfasst, die in Vietnam
eine Niederlassung unterhalten oder unter einem vietnamesischen
Domainnamen operieren. Für ausländische natürliche
oder juristische Personen erfasst waren, die
E-Commerce-Aktivitäten trotz fehlender Niederlassung oder
vietnamesischer Domain betreiben, bestand große
Rechtsunsicherheit. Dies änderte sich mit dem Erlass der
Verordnung 85/2021/ND-CP, die neben Ergänzungen zur Verordnung
52/2013/ND-CP auch Regelungen hinsichtlich Transparenzpflichten und
sozialer Netzwerke traf.
1. Anwendbarkeit auf ausländische Investoren, Händler und
Organisationen
Mit dem Erlass der Verordnung 85/2021/ND-CP wurde klargestellt,
dass die Verordnung 52/2013/ND-CP uneingeschränkt auf alle
ausländische Händler und Organisationen anwendbar ist,
die E-Commerce-Aktivitäten betreiben. Eine Niederlassung ist
für die Anwendung nicht mehr erforderlich, sondern
maßgeblich ist nun vielmehr, ob
– Websites mit einem vietnamesischen Domainnamen (.vn), in
vietnamesischer Anzeigesprache oder mit jährlich mehr als
100.000 Transaktionen aus Vietnam betrieben werden
– Ausländische Händler und Organisationen, Waren
auf vietnamesischen E-Commerce-Börsen verkaufen
– Ausländische Investoren direkt in Vietnam in den
Bereich der E-Commerce-Dienstleistungen investieren.
2. Transparenzregelungen
Für auf E-Commerce-Plattformen angebotene Waren und
Dienstleistungen gelten nunmehr verschärfte
Transparenzpflichten, wie zum Beispiel
Produktkennzeichnungspflichten oder Informationspflichten
hinsichtlich Genehmigungen/Lizenzen.
3. Soziale Netzwerke
Ebenso können soziale Netzwerke als E-Commerce-Plattform
eingestuft werden, wenn sie eine der folgenden Voraussetzungen
erfüllen:
– Eröffnung von Verkaufsständen für Waren oder
Dienstleistungen ermöglichen
– Eröffnung von Konten für den Abschluss von
Verträgen mit Kunden ermöglichen
– Einrichtung eines Handelsbereichs, in dem die Nutzer Waren
und Dienstleistungen zum Verkauf anbieten können.
Disclaimer: This Alert has been prepared and published for informational purposes only and is not offered, nor should be construed, as legal advice. For more information, please see the firm's full disclaimer.